«Am liebsten wäre ich wieder davongeflogen»

In Altreu hat die Storchensaison begonnen. In diesem Monat schlüpfen auch die meisten Jungstörche. Störche schnattern, Hunderte Besucher machen ihrerseits ebenfalls genügend Lärm. Es läuft etwas im Storchendorf Altreu unterhalb Selzach.

Das Nest ist beinahe fertig gebaut, die Jungmannschaft kann bald schlüpfen.

Das Nest ist beinahe fertig gebaut, die Jungmannschaft kann bald schlüpfen.

Altreu informiert seine Besucher über das Leben im Storchendorf.

Altreu informiert seine Besucher über das Leben im Storchendorf.

Perfekte Tarnung: Dieses Storchenpaar hat sich etwas abseits niedergelassen.

Perfekte Tarnung: Dieses Storchenpaar hat sich etwas abseits niedergelassen.

Als es am vergangenen Wochenende frühsommerliche Temperaturen gab, strömten die Menschen zum ersten Mal in diesem Jahr nach Altreu ins Storchendorf. Zu Hunderten kamen sie mit dem Auto, den Fahrrädern oder als Wanderer in Altreu an. «Was zu viel ist, ist zu viel», schnatterte Mister Adebar Max. «Am liebsten wäre ich allem davongeflogen. Aber ich habe hier meine Familie. Das ist unser Zuhause und hier leben wir in einer grossen Gemeinschaft.» Das ­Gekreische der Kinder werde sich am Abend wieder legen und Ruhe einkehren. Etwas Ruhe sei schon nötig, denn jetzt schlüpften die Jungen aus den Eiern. Bald schon würden sie mit ausgebreiteten Schwingen dahingleiten. «Ich glaube, dieses Jahr wird eine Rekordzahl von Jungstörchen zur Welt kommen. Alle Nester zum Brüten sind seit Wochen besetzt.» Und trotz des Hochbetriebs in den aktuellen zwei Monaten weiss Max: «Es ist unser Paradies. Das Naturschutzgebiet an der Aare bietet uns alles, was wir brauchen.»

Störrische Störche?

Infozentrum Witi, Altreu an einem Montagnachmittag. Trotz des Wochentages tummeln sich zahlreiche Menschen auf dem Gelände der ehemaligen Storchenstation, gegründet vom Solothurner Storchenvater Max Blösch. Die Gemeinde hat in den letzten Jahren alles dafür getan, dass die vielen Besucher bestens über die Weisskopfstörche informiert sind. Altreu hat sich zu einem regelrechten Tourismus-Storchen-Hotspot gemausert. Die Nester sind quasi auf jedem Hausdach zu sehen. Das Dach des Restaurants trägt sogar vier Nester. Es muss damit einiges aushalten, denn ein Storchennest kann bis zu einer Tonne wiegen. Was fasziniert die Wissenschaft eigentlich besonders an den Störchen? Man hört immer wieder, dass sie ganz schön stur sein können und einen sehr starken Willen haben. Sie lassen sich kaum davon abhalten, ihr Nest dort zu bauen, wo es ihnen passt. Sie möchten jedes Jahr wieder am selben Ort wohnen. Und wenn ein anderes Paar ihnen in die Quere kommt, kann es rasch einmal zu Auseinandersetzungen kommen. Freuen wir uns nun, dass sich die Jungstörche in wenigen Wochen über Altreu in den Himmel schrauben und ohne einen Flügelschlag die warmen Aufwinde nutzen werden, um ihre Kreise zu ziehen.