Das Freilichtspiel Grenchen als Gemeinschaftswerk
Einen überdimensionalen Nachbau der Gitarre des unvergessenen Mani Matter, eine Inszenierung mit Geschichten, Musik und Humor, dazu vor und nach der Vorstellung sowie in der Pause kulinarische Intermezzi auf der neu gestalteten Parktheater-Terrasse: Das alles bietet das Freilichttheater Grenchen 2024. Wir sind dem grossen Gitarrenbogen, der musikalischen und textlichen Darbietung und dem kleinen kulinarischen Diskurs auf die Spur gegangen.
Das ist schade. Noch ist in der Schreinerei Hehlen an der Moosstrasse nichts von der grossen Bühne zu sehen, die bei der Premiere am 7. Juni 2024 rund 200 Zuschauerinnen und Zuschauer begeistern wird. Es ist keine alltägliche Konstruktion, die in der Grenchner Schreinerei mit viel Holz und später auch Farbe in rund zwei Wochen entsteht. Wir seien noch ein paar Wochen zu früh, sagt Geschäftsführer Peter Hehlen. Er ist zwar seit über 40 Jahren Schreiner. «Aber eine Bühne habe ich noch nie gebaut», schmunzelt er. Also schauen wir uns die Konstruktion auf der Skizze an.
Eine ganz besondere Bühne
Ist das eine Kopie der Gitarre von Mani Matter? So genau ist es natürlich nicht. Aber wenn die Bühne im Grenchner Stadtpark 14 Meter breit, sechs Meter tief und acht Meter hoch ist, handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um ein Unikat. Das Schallloch hat einen Durchmesser von zwei Metern. Dieser Teil der Gitarre hat eine besondere Funktion: Er bildet sozusagen den Orchestergraben. Die vier Musikerinnen und Musiker müssen hier ganz eng zusammenrücken. Peter Hehlen erklärt, warum das Schallloch genau diese Masse hat: «Es muss zu den Massen der Gitarre passen.» Man sieht: Bei der Neuinszenierung der alten Freilichtbühne muss alles bis ins Detail stimmen.
Es gibt noch weitere Herausforderungen für die Schreiner. Die Bühne ist offen und damit Wind und Wetter ausgesetzt. «Das müssen wir bei der Holzqualität und der Konstruktion berücksichtigen.» Das heisst: Die Gitarre wird nach einer Vorstellung bis zur nächsten abgesenkt, die Wand ist fahrbar und entsprechend verschiebbar. Regen sei eine Sache, sagt Peter Hehlen. «Starker Wind macht uns mehr Sorgen. Deshalb überlassen wir nichts dem Zufall.» Der Bühnenboden besteht aus OSB-Platten. Das sind extrem robuste Grobspanplatten. Die Gitarre wird aus wetterfestem Sperrholz gebaut. Und sie bekommt genau den hellbraunen Farbton, welcher der Farbe der Gitarre von Mani Matter entspricht. Beim Bemalen hilft auch das Ensemble mit. Die Freilichtbühne Grenchen ist ein Gemeinschaftswerk.
Peter Hehlen rechnet mit einer Woche für den Bau in der Werkstatt – und einer weiteren für den Aufbau vor Ort. Damit werden vor allem die drei Lernenden der Schreinerei beschäftigt sein. Für sie wird die Bühne quasi zum Gesellenstück.
Die Mischung von Dialog und Musik
Er hat schon bei früheren Freilichtspielen für die Musik und die richtigen Töne gesorgt: Ruwen Kronenberg. Der Musikschullehrer und langjährige Dirigent des Stadtorchesters Grenchen stand zusammen mit Peter Schenker vor der Aufgabe, die Melodien von Mani Matter mit den Textinhalten zu verbinden. «Das hat aber nicht so richtig geklappt», sagt Ruwen Kronenberg rückblickend. Also wurden die Texte in kurzen Szenen dialogisiert und die Melodien werden jeweils im Anschluss daran eingespielt. Neben Kronenberg (Violine und Viola bzw. Bratsche) und Peter Schenker (Klavier) tun dies die Musikerin Aleyna Noyan (Violoncello) und der Musiker Andi Allemann, der die Oboe spielt. Das vierköpfige Ensemble wird sich den Platz im Schallloch mit zwei Metern Durchmesser teilen müssen. «Wir müssen uns schon mögen», sagt Ruwen Kronenberg mit einem Schmunzeln. «Wir werden ein paarmal proben müssen, bis wir unseren Platz gefunden haben.» Ob Schenker auf einem traditionellen Klavier spielt oder ein kleineres E-Piano zum Einsatz kommt, steht noch nicht fest. Für Kronenberg ist der Wechsel von der Klassik zu Mani Matters Liedern kein Problem. Dass er für alles offen ist, hat er in den letzten Jahren mit dem Stadtorchester bewiesen. Wird man während der Inszenierung typische Mani-Matter-Songs hören? «Die Texte sind dem Publikum vertraut, und doch ist es ein bisschen anders. Das macht es spannend. Vieles ist neu und speziell. Wir dürfen alle gespannt sein!»
Parktheater-Terrasse im neuen Glanz
Ein kleiner Imbiss vor der Vorstellung (Beginn jeweils um 20.30 Uhr), ein Snack in der Pause und das eine oder andere Gläschen in Ehren, das kann auch an einer solchen Open-Air-Veranstaltung niemand verwehren. Die Lage im Grenchner Stadtpark, gleich neben dem Restaurant Parktheater, könnte nicht besser sein. Geschäftsführer Argim Asani ist jedenfalls gerüstet. «Auch wenn wir Erfahrung mit der Begleitung von Theateraufführungen haben, wird das Freilichtspektakel sicher auch für uns eine grosse Herausforderung.» Fest steht: Die Terrasse wird während der gesamten Dauer der insgesamt mehr als 15 Aufführungen geöffnet sein. Ab 18 Uhr wird das Essen serviert. Zur Auswahl steht eine reduzierte Karte mit zum Thema passenden Gerichten. Da jeweils rund 200 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet werden, rät Argim Asani zur Platzreservierung. «Theoretisch haben wir alles gut geplant. Ob es in der Praxis funktioniert, müssen wir sehen.» Man passe sich ständig den Bedürfnissen an. Anfang Mai wird die Terrasse des Parktheaters komplett neu bestuhlt. Das heisst? Argim Asani lächelt: «Es wird schöner und eleganter.»