Des einen Gras ist des anderen Graus

KREISELSCHMUCK Verkehrskreisel dienen allein dem Zweck, die Situation in einem Gebiet bezüglich Verkehrsfluss und Sicherheit zu verbessern, und sie müssen nicht unbedingt schön sein. An diesem Kriterium scheiden sich ohnehin die Geister. Viele Kreisel werden trotzdem geschmückt und zum Teil sogar vermietet.

Steiniger Blickfang: Der Kreisel in Arch enthält einen für die Region typischen archaischen Findling.Die Turbine beim SWG-Kreisel beim Ebosa-Areal steht als Symbol für das Energieunternehmen.Künstliche Bäume betonen den ländlichen und zugleich städtischen Charakter der Industriegemeinde Lengnau.Der Swatch-Kreisel in Bettlach ist auch eine Hommage an einen der wichtigsten Arbeitgeber der Uhrenstadt.

Steiniger Blickfang: Der Kreisel in Arch enthält einen für die Region typischen archaischen Findling.Die Turbine beim SWG-Kreisel beim Ebosa-Areal steht als Symbol für das Energieunternehmen.Künstliche Bäume betonen den ländlichen und zugleich städtischen Charakter der Industriegemeinde Lengnau.Der Swatch-Kreisel in Bettlach ist auch eine Hommage an einen der wichtigsten Arbeitgeber der Uhrenstadt.

«Der kantonale Massstab für einen Kreisel ist so gesetzt, dass das Innenleben eines mittelgrossen Kreisels begrünt wird, entweder mit einer Magerwiese auf einem kleinen Hügel oder mit Sträuchern oder einem Baum», erklärt Stefan Niggli, Leiter Projektmanagement Kreis I, der u.a. auch in der Region Grenchen für den Unterhalt und den Ausbau von Kantonsstrassen zuständig ist. Dadurch wird einem Grundsatz eines Kreisels entsprochen, dass ein Verkehrsknoten sicht- und begreifbar wird und sich die Verkehrsteilnehmenden auf die linke Einfahrt (die hier Vortritt hat) konzentrieren. Ein ähnlicher Grundsatz gilt auch in den umliegenden Berner Gemeinden, doch es kommt hüben wie drüben immer wieder vor, dass die Standortgemeinde, ein ortsansässiges Unternehmen oder beispielsweise ein Gewerbeverein oder eine Kulturkommission einen Kreisel schmücken möchten. Denn nicht selten haben grosse Kreisel auch eine Torfunktion und können den Charakter eines Dorfes hervorheben oder das Ortsbild aufwerten. Gemäss Stefan Niggli gibt es hier zwei Kategorien von Kreiselschmuck: Eine ohne und eine mit kommerziellem Nutzen. Entsprechende Kreiselschmuck-Gesuche gelangen via Standortgemeinde an den Kanton und kosten eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 1000 Franken. «Dieses Prozedere macht Sinn», sagt Stefan Niggli, «schliesslich muss die Gemeinde entscheiden, mit welcher Kreiselausgestaltung sie künftig leben will.»

Sicher und unauffällig

Wirft der Kreiselschmuck einen kommerziellen Nutzen ab, etwa beim Swatch-Kreisel beim Monbijou in Grenchen, setzt der Kanton einen Mietvertrag über 25 Jahre auf und berechnet je nach beanspruchter Fläche zusätzlich einen einmaligen Betrag von etwa 17'000 Franken.

Der Kreiselschmuck muss jedoch einige Bedingungen erfüllen: Er soll nicht vom Verkehr ablenken, darf also nicht reflektieren, stark leuchten oder blenden; bei einem Unfall im Kreisel darf der Schmuck keine zusätzliche Gefahr darstellen, muss also statisch stabil sein und auf den unteren drei Metern keine scharfen Kanten aufweisen; Regenwasser aus dem Kreiselinnern darf nicht auf die Fahrbahn fliessen, und schliesslich darf der Schmuck keine Dinge aufweisen, die irgendwie an Verkehrssignale erinnern und Verwirrung stiften. Der Kreisel-Unterhalt geht in diesem Fall immer zu Lasten des Gesuchstellers.

Die Quadra-Tour des Kreisels

Trotz dieser strengen Auflagen entstanden seit 1985, als im Fribourgischen Vuisternens-en-Ogoz der erste Schweizer Kreisel gebaut wurde, vielfältig geschmückte Kreisel. Unsere Region bietet da eine schöne Auswahl mit dem Breitlingkreisel beim Flughafen Grenchen, den bereits erwähnten Swatch-Kreiseln oder dem Kreisel der SWG beim Ebosa-Areal mit der Turbine als Symbol für die Stadtwerke als Energieunternehmen. Der Kreisel in Arch enthält einen für die Region typischen archaischen Findling, und in Lengnau setzt man mehr auf Kunst. Kunstschaffende bezweifeln jedoch oft den Nutzen von Kreiselschmuck als Verbindung von Ort und Kunst, denn das Kreiselinnenleben ist eigentlich ein «lebloser Unort», und bei korrekter Fahrweise lassen die Verkehrsteilnehmenden das Kreiselinnenleben, egal woher sie kommen, rasch wieder links liegen.

Grosse Kreisel kosten je nach Ausbaustandard zwischen 800'000 und 1,5 Mio. Franken. Provisorien wie etwas nördlich beim Grenchner Südbahnhof sind bereits für rund 150'000 Franken zu realisieren. Und ein kleiner Quartierkreisel mit Innenleben kostet um die 350'000 Franken.

Viel wichtiger als sein Innenleben und die Kosten ist jedoch die korrekte Benützung eines Kreisels: Man nähert sich ihm vorsichtig, gibt dem Verkehr von links den Vortritt und behandelt im Kreisverkehr alle Teilnehmer gleich, d.h. Velos sollen nicht überholt werden, im Gegenteil sollen diese sich im Kreisel auf der Mitte der Fahrbahn aufhalten. Geblinkt wird erst, wenn man den Kreisel verlassen will, damit die einfahrenden Fahrzeuge wissen, dass sie einflechten können.