Eine Hommage an Yehudi Menuhin
Konzerte mit hervorragenden Orchestern und Solisten gab und gibt es in Grenchen immer wieder. In bester Erinnerung sind die letztjährige Internationale Musikwoche Grenchen und die regelmässigen Auftritte des Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin im Grenchner Parktheater. Diesen Frühling findet eine Konzertreihe zu Ehren von Yehudi Menuhin statt.
Grenchen und der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin bilden eine Symbiose, auch nach seinem Tod 1999. Der 1916 geborene Künstler blieb der Stadt stets verbunden. 1965 trat er erstmals mit dem Stadtorchester Grenchen im Parktheater auf. Wilhelm Steinbeck, damaliger Dirigent des Stadtorchesters, war es zu verdanken, dass immer wieder internationale Musikgrössen nach Grenchen kamen.
Früh Ehrenbürger von Grenchen
1968 verlieh ihm die Bürgergemeinde Grenchen das Ehrenbürgerrecht; zwei Jahre später erhielt der 1916 in New York als Sohn russisch-jüdischer Eltern geborene Yehudi Menuhin den Schweizer Pass. Im Grenchner Jahrbuch 2005 ist in einem Beitrag von Teddy Buser zu lesen: «Es bedurfte der Intervention des angesehenen Grenchners Karl Obrecht, Nationalrat von 1947 bis 1959, Ständerat von 1959 bis 1967 und Präsident des Uhrenkonzerns ASUA, bis in die höchsten Kreise der Schweizerischen Eidgenossenschaft, um die Einbürgerung des humanitären Musikers und Pädagogen zu erreichen.»
Er gründete eine Stiftung für die Jugend
Yehudi Menuhin trat nicht nur regelmässig als Virtuose in Grenchen auf, sondern gründete bereits 1968 die Yehudi Menuhin Stiftung für Musikerziehung Grenchen. Zweck der Stiftung ist es, Kindern und Jugendlichen den Weg zur Musik zu ebnen. Die Stiftung besteht bis heute, ist aber seit Menuhins Tod immer weniger aktiv.
Konzertreihe im März
Das Vermögen ist inzwischen auf wenige tausend Franken geschrumpft. «Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass die Menuhin-Stiftung nicht sang- und klanglos untergeht, sondern neues Geld erhält, damit sie ihren Stiftungszweck erfüllen kann», wird Stadtpräsident François Scheidegger im «Grenchner Tagblatt» zitiert. Anlässlich eines Jubiläums des anderen Menuhin-Engagements MUS-E® konnte ein Kontakt zu Werner Schmitt, dem ehemaligen Direktor des Konservatoriums Bern, hergestellt werden. Auch er war mit dem begnadeten Musiker befreundet. Dank seinem Beziehungsnetz kommt es nun zu einer Konzertreihe in Grenchen, und zwar von 20. bis 23. März 2025 im Parktheater Grenchen. Diese Konzertreihe soll an die Stiftung und ihren Zweck erinnern und Sponsoren animieren, diese Konzertreihe zu unterstützen. Zum Abschluss spielt das Menuhin Quartett mit Menuhins Sohn Jeremy am Klavier.
Nachgefragt
Bei Werner Schmitt, dem ehemaligen Direktor der Musikschule Konservatorium Bern.
Herr Schmitt, 1965 trat Menuhin erstmals in Grenchen auf, drei Jahre später verlieh ihm die Bürgergemeinde das Ehrenbürgerrecht, was ihm offenbar auch den Weg zum angestrebten Schweizer Pass verkürzte. Was zog ihn immer wieder nach Grenchen?
Werner Schmitt: Ich war einmal mit ihm zusammen bei seinen Freunden, der Industriellenfamilie Tschudin. Sie verehrten ihn sehr und er fühlte sich sehr wohl in der Gesellschaft.
1968 gründete er die Yehudi Menuhin Stiftung für Musikerziehung Grenchen und ebnete damit Kindern und Jugendlichen den Weg zur Musik. Nach seinem Tod 1999 schliefen die Aktivitäten der Stiftung ein. Wie sind Sie dazu gekommen, diese Konzertreihe organisatorisch zu begleiten?
Stadtpräsident François Scheidegger sprach mich auf die Situation an und ich teilte sein Bedauern, dass die Aktivitäten der Stiftung nicht mehr deutlich wurden und auch keine Strategie erkennbar ist.
Das Programm von 20. bis 23. März 2025 im Parktheater Grenchen klingt verlockend. Es beginnt mit einem musikalischen Auftakt und einer Podiumsdiskussion, geht weiter mit einem Filmabend, und die letzten beiden Abende sind ganz der Musik gewidmet. Erwarten Sie auch viel Publikum über die Stadtgrenzen hinaus?
Ich erhoffe mir eine Publikumsresonanz weit über Grenchen hinaus. Auf jeden Fall sollten die nationalen Medien ebenfalls von diesen Anlässen Kenntnis nehmen.
Machen Sie den Erfolg davon abhängig, ob Sie einen solchen Musikzyklus fortsetzen? Oder warten Sie ab, wie die Veranstaltung angenommen wird?
Ich finde, dass Grenchen eine interessante Stadt mit einem lebendigen Kulturleben ist. Daher sollte unabhängig vom Publikumserfolg der Impuls dieser Initiative im Sinn und Geist von Yehudi Menuhin weitergeführt werden.
Die Stiftung soll wiederbelebt werden und an ihren ursprünglichen Zweck anknüpfen. Gibt es bereits Projekte in der Schublade?
Die Stiftung sollte das internationale künstlerisch-soziale Bildungsprojekt MUS-E®, welches ich gemeinsam mit Yehudi Menuhin 1993 begründete und das bis heute in 13 Ländern mehr als anderthalb Millionen Kinder erreicht hat, auch in Grenchen und Umgebung mit unterstützen. Dies muss nicht unbedingt mit Geld alleine sein, sondern mit Menschen aus der Region, welche die Werte von Respekt und Toleranz durch die Künste, vorgelebt durch Yehudi Menuhin, weitertragen.
Interview: Joseph Weibel