Fast 70 Schafe als tägliches Hobby
Der Grenchner Geschäftsmann Ernst Müller (metofer, Altersresidenz) kennt Zwölfstundentage zur Genüge. Was treibt ihn dazu an, täglich nach Feierabend persönlich zu seinen Schafen zu schauen?
Das Lamm gehört irgendwie zu Ostern. Agnus Dei – Lamm Gottes – kaum eine symbolische Bezeichnung für Jesus Christus dürfte bekannter sein; und auch älter. Demnach hat sie ihren Ursprung in den frühesten Zeiten des Christentums. Doch warum ein Lamm? Es gab wohl für die Menschen damals kaum etwas Verletzlicheres und Unschuldigeres als ein kleines weisses Lämmchen – was dann letztlich auch der Grund war, es mit Jesus gleichzusetzen, den all diese Verletzungen, Qualen und schliesslich der Tod ereilten. Der ursprüngliche Brauch, aufgrund des Osterfests Fleisch zu verzehren, ist weitaus weniger verbreitet. Vielmehr hat sich eine süsse Alternative durchgesetzt: das gebackene Osterlamm.
Ernst Müller hat mit diesen Bräuchen weniger am Hut. Es ist ihm einfach wichtig, dass es seinen knapp 70 Tieren in Grenchen gut geht. «Für mich das schönste Hobby, grosse Leidenschaft und viel Herzblut.» Und dies seit 52 Jahren. «Stimmt, als 24-Jähriger bin ich in meinem Elternhaus erstmals mit Schafen in Berührung gekommen.» Die Arbeit ist momentan happig. Fast 20 Jungtiere haben im letzten Monat das Licht der Welt erblickt und immer war Müller bei Geburt persönlich vor Ort. «Es ist eine Abwechslung zu meinem Job. Ich weiss, ich muss es täglich tun. Es sind Lebewesen, die ich versorgen muss und will. Was gibt es Schöneres?»
Momentan gilt es, die ersten Schafe in Grenchen und Umgebung auszuweiden. Dafür werden nochmals die Klauen gestutzt und die Tiere gebadet. Im Hochsommer zügeln die Schafe schliesslich auf eine Alp ins Diemtigtal. An die 2000 Tiere können dann zusammenkommen, beschützt auch von Herdenhunden. «Ich finde meine Tiere immer wieder», lächelt Müller. «Erstens sind sie gekennzeichnet, zweitens kennen sie mich alle und kommen im Herbst gern zu uns nach Grenchen zurück.»