Faszinierende Gestalten erwachen zum Leben

Jährlich gibt der ortsansässige Buchverein in Büren an der Aare eine Publikation heraus. Letzten November erschienen die «Stedtligschichte» von Markus Schär. Im Januar war das Buch bereits vergriffen und eine zweiten Auflage musste her.

Autor Markus Schär gibt in Büren an der
Aare auch den 
«Vennerspiegel» heraus.
         
         
            
               Bilder: zvg

Autor Markus Schär gibt in Büren an der Aare auch den «Vennerspiegel» heraus. Bilder: zvg

Titelblatt des
neuen Buches
«Stedtligschichte».

Titelblatt des neuen Buches «Stedtligschichte».

Es macht den Autor Markus Schär doch etwas stolz, wenn er in einem druckfrischen Exemplar seiner «Stedtligschichte – Begegnungen mit Bürener Originalen» blättert. «Wer hätte gedacht, dass ich heute bereits die zweite Auflage in den Händen halten würde. Meine Arbeit ist tatsächlich auf breites Interesse gestossen», erzählt der 68‑Jährige. Es sei das Konzept erarbeitet worden, «Stedtli­gschichte» inhaltlich und geschichtlich unterlegt, jedoch stets mit viel Spass in Buchform zu veröffentlichen. Markus Schär wuchs in Büren an der Aare auf. Er absolvierte das Gymnasium in Biel, dann folgte ein Wirtschaftsstudium an der Universität Bern mit Abschluss als lic. rer. pol. Bis zur Pensionierung war er als Geschäftsleiter und Finanzchef in Zürich, Bern, Solothurn und Biel tätig. Aktuell ist er noch als Dozent, Prüfungsexperte und Business Coach beschäftigt – jahrelang auch mit dem 130‑seitigen Werk beim Zusammentragen von Geschichten zu Bürgerinnen und Bürgern, die in Büren einst für Gesprächsstoff und humorvolle Anekdoten sorgten.

Spezielle Bezeichnungen

Wer waren aber Brüeli-Stotzer, Düsejeger und Sigerli Bungs? «Hat man früher über diese speziellen Personen und ihre Tätigkeiten täglich gesprochen, so gibt es heute hier nur noch wenige Möglichkeiten, etwas zu lustigen Begebenheiten oder Menschen zu erfahren», bedauert Schär, der am Büre Nöijohr jeweils den «Vennerspiegel» verfasst. Die Vereine und traditionellen Stammbeizen, die ehemals das Schmiermittel des sozialen Zusammenlebens gewesen seien, spielten heute eine deutlich untergeordnetere Rolle.

«Rette, was no z rette isch»

«Rette, was no z rette isch» war denn auch sein Motto, getreu dem Gedanken des ehemaligen Lehrers Ernst Rätz, der zwischen 1907 und 1991 lebte und Autor der «Türmliwiler Büchleins» war. Daher begann der heute 68‑jährige Bürener, mit Menschen, welche einige der Bürener Originale noch selbst gekannt hatten, zu sprechen. Vor allem der Austausch mit Hedi Käser-Sutter, die sich mit ihren damals 90 Jahren noch an genaue Details aus ihrer Jugendzeit erinnern konnte, motivierte Markus Schär, sein Projekt weiterzuverfolgen. Auch Paul und Elisabeth Kocher, die früher die Mittlere Metzg geführt hatten, konnten in den letzten Jahren vor ihrem Tod noch viel Wissenswertes beitragen. Dennoch seien unzählige, über lange Zeit eifrig weitergegebene Episoden unwiederbringlich verloren gegangen, da viele Leute, die noch so manches zu erzählen gewusst hätten, leider nicht mehr befragt werden konnten. «Es ist mir daher wichtig, nicht nur wissenschaftlich belegtes Kulturgut zu bewahren, sondern auch die verstorbenen Menschen nicht zu vergessen, die einst das Stedtlileben geprägt haben.»

Lustmaschine für Frauen

Unvergessen für viele dürfte gemäss Schär ein Mann namens Fritz Stotzer sein, genannt Brüeli-Stotzer, der zwischen 1921 und 1983 lebte und als liebenswerter, aber überaus lauter Mensch bekannt war. «Seine Stimme war scheinbar derart laut, dass man ihn durchs ganze Stedtli hörte.» Auch Fritz Stotzer-Gutknecht alias Waldtüüfu oder Walter Stotzer-Bill alias Düsejeger hätten regelmässig für unterhaltsamen Gesprächsstoff gesorgt. Oder die Familien Kocher, bei denen Päuli der Metzgermeister und Fredu der Schmiedemeister «ein besonderes Gespann» abgaben. Nicht zu vergessen sei Sigfried Sutter alias Sigerli Bungs, der «eine mechanisch betrie­bene Lustmaschine für Frauen» konstruierte. Zudem gehörte der Mann zu den unermüdlichsten Tambouren, die am 1. Januar um 5 Uhr morgens jeweils das Büre Nöijohr ankündigten.

Unterhaltender Aspekt

Markus Schär ist allen Chronistinnen und Chronisten dankbar, die mit ihrem Wissen, ihren Erinnerungen und Erzählungen das neue Buch der Vereinigung für Heimatpflege Büren ermöglicht haben. Nebst dem unterhaltenden Aspekt werden in den Texten auch einige Fakten festgehalten. «Ich habe festgestellt, dass im Laufe der letzten 50 Jahre auch bei gestandenen Bürgerinnen und Bürgern von Büren einiges nicht mehr so präsent ist.» Das Buch ist zudem reich illustriert mit Fotos, Dokumenten und Zeichnungen. Das Buch «Stedtligschichte – Begegnungen mit Bürener Originalen» kostet 35 Franken. Zu beziehen ist es bei www.heimatpflege.ch. Die Vereinigung für Heimatpflege Büren (VHB) bezweckt die Pflege des Heimatsinns im ehema­ligen Amtsbezirk Büren, indem sie namentlich eine öffentliche heimatkundliche Sammlung anlegt und betreut und die Bendicht Moser-Stiftung führt, wertvolle und charakteristische Bauten und Naturdenkmäler zu erhalten trachtet, charakteristische Orts- und Landschaftsbilder zu schützen sucht und regelmässig Beiträge zu diesen Themen veröffentlicht (Hornerblätter).