Ferienheim Prägelz: Wo sich der Blick für die Götter eröffnet

Prägelz heisst seit 2014 zusammen mit Lamboing und Diesse: Plateau de Diesse und liegt auf 822 m ü. M. mit herrlicher Aussicht auf die Alpen, den Bielersee, die St. Petersinsel und den Hagneckkanal. «Präguz» ist aber auch seit über 100 Jahren Standort des Ferienheims Grenchen und war so immer wieder einmal vorübergehender Ferienaufenthalt für Grenchner Schülerinnen und Schüler. Seit April hat das Ferienheim mit Iris und Stefan Meier eine neue Leitung.

Iris und Stefan Meier sind die neuen Heimleiter im Ferienheim Prägelz. Sie stellen sich ein längerfristiges Engagement vor. Bild: Joseph Weibel

Vue des Alpes: Treffender könnte der Strassenname nicht sein, an dem das Ferienheim Grenchen liegt. Ein Blick für die Götter, jedenfalls an schönen, sonnigen Tagen. Das dachten sich auch Iris Meier und ihr Sohn Stefan, als sie sich als neue Heimleiter bewarben. Ganz neu war ihnen dieses Privileg nicht. Seit drei Jahren leben sie hier oben auf über 800 Metern. «Hereinspaziert», winkt eine fröhliche Iris Meier in das 111 Jahre alte, aber gut erhaltene Gebäude. Aus der Küche kommt ihr Sohn Stefan Meier. Er ist seit dem 1. April 2024 Vollzeitmitarbeiter. Iris Meier arbeitet seit dem 1. Juli 2024 an vier von fünf Tagen in der Woche im Ferienheim – als Fachangestellte Gastronomie vor allem in der Küche. Und ihr Sohn? «Er kann durchaus auch den Kochlöffel schwingen», sagt sie. Aber normalerweise ist er der Mann «für alle Fälle». Zehn Jahre hat er auf dem Bau gearbeitet, als Abdichtungsspezialist. In und um das altehrwürdige Haus gibt es immer etwas zu tun – da ist ein Handwerker Gold wert. Ihre Erfahrung mit dem Haus und den Ferienkolonien ist natürlich noch gering, aber klar ist: Das Ferienheim Grenchen ist für sie kein «Durchlauferhitzer», sondern ein längerfristiges Engagement. Die Chancen dafür stehen gut. In den letzten fast 30  Jahren hat die Heimleitung nur zweimal gewechselt. Zuletzt haben Thomas und Monika Iseli Ende 2023 nach 12 Jahren ihre Arbeit im Ferienheim beendet.

Rasch gut eingelebt

Ob sie sich gut eingelebt haben? Die beiden überlegen nicht lange. Die Antwort lautet eindeutig Ja. Im März haben sie eine Probewoche absolviert, Anfang April hat Stefan Meier seine 100-Prozent-Stelle angetreten. Er ist in die Dienstwohnung im Haus eingezogen. Seine Mutter bleibt im Haus in Prägelz, in das sie vor drei Jahren eingezogen ist. Sie wird weiterhin mit einem reduzierten Pensum (20 Prozent) in der Rehabilitation für Langzeitpflege in Tschugg arbeiten. Sie hatte sich seinerzeit umschulen lassen, nachdem sie in der Gastronomie keine adäquate Stelle mehr gefunden hatte. Dass sie nun wieder grösstenteils in der Küche steht, stört sie nicht. «Die Freude daran habe ich nie verloren.» Sie setzt auf währschafte Kost, auf alles, was Kinder im Schulalter mögen: Spaghetti Bolognese, Älplermagronen oder Hamburger oder Kartoffelstock mit viel Sauce und Kügeli zum Beispiel. Wenn die Kolonien den ganzen Tag im Heim verbringen, kocht sie mittags Menüs mit Fleisch, abends gibt es eher kleinere Mahlzeiten. Das Salatbuffet steht immer auf der Liste. «Ein Renner», wie sie schmunzelnd bemerkt. Der erstaunliche Vitaminhunger hat sie schon in Verlegenheit gebracht, wenn Kopfsalat & Co. knapp wurden. «Wenn ich den Wochenspeiseplan zusammenstelle, überlege ich mir immer auch, was meine Jungs früher gerne gegessen haben.»

Vielleicht mal ein Minizoo

Während Iris Meier die Einkaufsliste zusammenstellt, findet man Stefan Meier im oder am Haus. «Es gibt immer etwas zu tun», sagt er. Und er hat sich auch schon Gedanken gemacht, wie er den Aussenbereich bereichern könnte. Vielleicht sollen eines Tages Schafe auf der Wiese grasen oder Hühner ums Haus gackern. Ein Minizoo mit Haustieren? Keine Frage, das käme bei den Kindern gut an. Wenn keine Lager stattfinden, werden die Räumlichkeiten gründlich gereinigt, die Betten in den infrastrukturell gut ausgestatteten Sechserzimmern gemacht, kleinere Reparaturen erledigt und vieles mehr. «Aber es ist trotzdem ruhiger», ergänzt Iris Meier.

Auch bei Regen wird es nicht langweilig

Einige Klassen haben die Meiers schon erlebt. Und? Schon kleine Altersunterschiede würden sich im Verhalten bemerkbar machen. Dass die Kinder generell weniger Respekt und auch Anstand hätten, sei eine der weniger schönen Erscheinungen der Zeit. «Aber wir finden trotzdem einen guten Zugang zu ihnen und wissen, wie wir mit ihnen umgehen.» Iris Meier staunt darüber, wie gerne die Kinder ihr jeweils beim Abräumen und Abwasch unter die Arme greifen würden. Immerhin sind während einer Kolonie 30 Kinder gleichzeitig im Haus. Da zählt die Top-Infrastruktur doppelt: zwei Indoor- und ein Outdoor-Tischtennis, zwei Trampoline, Spielplatz, Bastel- und Werkraum. Für Schlechtwetter sorgen ein grosser Aufenthaltsraum und die Disco am Donnerstagabend sowieso.