Gemeinsam mit Mauern Brücken bauen

Ab Montag wird auf dem Grenchenberg ein neues Projekt gestartet. Vom 2. bis zum 27. September werden gelernte Fachleute mit Freiwilligen aus der ganzen Welt auf dem Untergrenchenberg an einer Trockenmauer bauen.

Zwischen 15 und 20 Jugendliche pro Jahr helfen auf dem Grenchenberg beim Bau und der Sanierung der Trockenmauern mit.Bild: zvg

Zwischen 15 und 20 Jugendliche pro Jahr helfen auf dem Grenchenberg beim Bau und der Sanierung der Trockenmauern mit.Bild: zvg

Mauern können Brücken bauen, sogar zwischen palästinensischen und israelischen Jugendlichen.

Mauern können Brücken bauen, sogar zwischen palästinensischen und israelischen Jugendlichen.

Es ist wieder so weit: Oliver Schneitter und Jörg Lötscher vom Verein Naturkultur aus Lommiswil wollen mit Mauern Brücken bauen. Bestehende Trockenmauern auf dem Obergrenchenberg werden saniert, neue Teilstücke beim Untergrenchenberg neu errichtet. «In den letzten zehn Jahren haben wir insgesamt 300 Meter Trockenmauer auf dem Obergrenchenberg gebaut und jährlich instand gehalten», sagt Initiant Oliver Schneitter. Nun sei die Mauer letztes Jahr vorläufig fertig geworden und rage bis zum höchsten Punkt, der Wandflue. Projekt-Mitbegründer Jörg Lötscher verspürt bei diesen Erinnerungen Wehmut und denkt an einen «kraftvollen Platz», mit dem er in all den Jahren viele Erlebnisse verbindet. Doch trotz des ­Endes der Mauer bei der Wandflue geht das Projekt weiter. Bereits in der nächsten Woche werden an anderen Standorten, unweit von der bisherigen Mauer, die Arbeiten wieder aufgenommen. Mit dem einzigen Unterschied: Statt auf dem Obergrenchenberg heisst es dieses Jahr nämlich Bauen auf dem Untergrenchenberg.

Renovation von Kulturgut

Wer auf dem Grenchenberg wandert, bemerkt die alten Trockenmauern unterhalb. Durch das Freiwilligenprojekt «Gemeinsam für den Berg» bietet sich für Interessierte nun vom 2. bis zum 27. September die Gelegenheit, an der Renovation dieses traditionellen Kulturguts mitzuwirken. Gelernte Fachleute werden gemeinsam mit den Freiwilligen das alte Traditionshandwerk des Trockensteinmauerbaus erarbeiten. Das Projekt will engagierten Personen jeglichen Alters die Möglichkeit geben, sich für den Erhalt und die Umgebung des Solothurner Juras und dessen Kulturgüter einzusetzen. Gleichzeitig möchte es durch diese gemeinsame Arbeit in der Natur einen Raum für Begegnung, Kennenlernen und Zusammenarbeit schaffen. Der Einsatz ist frei wählbar und variiert zwischen einzelnen Tagen und mehreren Wochen. «Wir haben Anmeldungen aus aller Welt. Willkommen sind natürlich auch Schweizer und für Schulen könnte eine Teilnahme auch ein interessantes Projekt sein», sagt Projektleiter Schneitter. Das Motto auch hier: «Gemeinsam geits ringer». Schulklassen erhalten so eine praktische Einführung in Umwelt, Landschaftspflege und Bedeutung unseres Kulturerbes in den Bergen. Nähere Infos dazu gibt es auf www.nakultur.ch.

Die Grenzen überwinden

1399 Meter über Meer ragt die Wandflue aus der Landschaft des Juras heraus. Vor dem Abgrund schlängelt sich eine Mauer, gebaut aus Steinen, sorgsam geschichtet. Allein im letzten Jahr ist sie 30 Meter gewachsen. Seit 2010 gibt es das Projekt «Building Walls, Breaking Walls», bei dem junge Menschen an verschiedenen Orten in der Welt Trockenmauern bauen. Die Natursteinmauer auf dem Grenchenberg trennt lediglich die Wiese vom Abgrund. Dort, wo einige der Jugendlichen zu Hause sind, wirken sich Mauern hingegen konkret auf ihr Leben aus. So etwa in Israel und Palästina – heute aktueller denn je. Oder wie bis Ende der 90er-Jahre in Nordirland. Mit dem Projekt will der Verein das Bewusstsein für Mauern und ihre unterschiedliche symbolische Aufladung fördern. Innerhalb der Schweiz gehe es auch darum, einen Beitrag zur Demokratiebildung zu leisten. Die Begegnungen sollen es jungen Menschen ermöglichen, sich selbst ein Bild von den Verhältnissen zu machen, die das Leben der anderen in den jeweiligen Herkunftsorten prägen. Den Jugendlichen soll die Arbeit an der Trockenmauer vor allem helfen, Grenzen zwischen den Kulturen zu überwinden. So arbeiteten Israeli und Palästinenser, nordirische Protestanten und Katholiken jeden Tag gemeinsam auf der Wandflue. Sie sollen eine physische Mauer bauen und gleichzeitig symbolische Mauern niederreissen.