Ihm gehört die Zukunft am Piano

Grenchen ehrt Engagement und künstlerisches Schaffen: Völlig verdient holten sich die Sopranistin Amelia Scicolone, der Nachwuchspianist Rafael Giger und Hanspeter Crivelli als Erkennungspreisträger die wertvollen Kultur-Auszeichnungen.

Alle Preisträger, flankiert von Regierungsrat Remo Ankli (links) und Stadtpräsident François Scheidegger.

Alle Preisträger, flankiert von Regierungsrat Remo Ankli (links) und Stadtpräsident François Scheidegger.

Der Anerkennungspreis der Stadt Grenchen geht an Hanspeter Crivelli.

Der Anerkennungspreis der Stadt Grenchen geht an Hanspeter Crivelli.

Rafael Giger mit seinem Arbeitsinstrument.

Rafael Giger mit seinem Arbeitsinstrument.

Amelia Scicolone erhält den Kulturpreis 2025 aus den Händen von Stadtpräsident François Scheidegger.

Amelia Scicolone erhält den Kulturpreis 2025 aus den Händen von Stadtpräsident François Scheidegger.

Amelia Scicolone mit ihren Eltern, die sie als grosse Vorbilder verehrt.

Amelia Scicolone mit ihren Eltern, die sie als grosse Vorbilder verehrt.

Gleich zu Beginn des Abends betritt der jüngste Preisträger die Bühne. Ein vielseitig talentierter junger Mann. «Der 18-jährige Rafael Giger ist ein aussergewöhnliches Talent», sagt Laudatorin Sandra Sieber zum Träger des diesjährigen Nachwuchsförderpreises. Giger sei im Alter von 3 Jahren schon am Piano gesessen und je länger, je mehr habe sich herauskristallisiert, dass er sich an schwierige Sachen wagte, an Stücke, die eigentlich kaum jemand in seinem noch kindlichen Alter im Repertoire hatte. Als Giger mit seinen Eltern Hongkong im Jahre 2010 verliess und in die Schweiz kam, dauerte es nur kurze Zeit, ehe die immensen Fähigkeiten dieses Jugendlichen zur Entfaltung kamen. Stefan Schönthal, sein langjähriger Klavierlehrer an der Musikschule Grenchen, attestiert ihm Technik, Fleiss und Talent. Die Fingerfertigkeit ist unglaublich und mit seinem gestalterisch ausgeprägten Empfinden sind die Zutaten gegeben, um aus ihm einen aussergewöhnlichen Klavierspieler zu machen.

Grosse Pläne

«Mein Talent ist die Freude am Spielen», sagte Giger dazu. Das weitere sei vor allem Üben. Gigers Weg steht auf Erfolg und auf Vielseitigkeit. Er, der schon einige Auftritte als Solist hatte, zum Beispiel zusammen mit dem Regionalen Jugendsymphonie-Orchester. Als seine Lieblingskomponisten nennt er Chopin, Debussy und Rachmaninow. Und trotzdem unternimmt er viele Abstecher in die Jazzwelt. Seine Fingerfertigkeit geht bei Rafael Giger sogar mit seinen beruflichen Plänen einher. Der junge Mann absolviert sein viertes Semester Medizinstudium. Ist ihm einmal langweilig, hat er das Brevet als Segelflieger und nennt die Philippinen und Thailand als Lieblingsdestinationen. Die Karriere von Rafael Giger hat erst angefangen. Wohin wird der Weg des Grenchners wohl noch führen?

Endlich wieder eine Sopranistin

Bei Amelia Scicolone stellt sich diese Frage wohl nicht mehr. Ihr Weg ist eindeutig vorbestimmt. 1990, vor über 30  Jahren, erhielt letztmals eine Sopranistin – Theresa Klenzi – den Kulturpreis. Dies sei eine historische Auszeichnung gewesen, da es der erste Preis war, der an eine Frau ging, wie Stadtpräsident François Scheidegger sagte. Überhaupt seien Musikerinnen oder Musiker dabei «nicht so oft auf der Liste gestanden», zuletzt wurde pos­thum die Sängerin/Jodlerin Therese Wirth von Känel geehrt. «Es freut mich besonders und erfüllt mich mit Stolz, dass der diesjährige Preis wiederum an eine hervorragende Sopranistin verliehen wird. «Der Gesang hatte im Leben von Amelia Scicolone schon immer eine besondere Bedeutung. In ihrer Jugend liebte sie Lieder von Whitney Houston.» Scicolone bedankte sich für die Ehrung bei der Stadt, bei ihrer Familie und bei allen, die sie gefördert haben. Dabei vergass sie auch nicht den verstorbenen Padre Pino von der Missione Cattolica, der sie immer wieder gelobt habe für ihren Gesang in der Eusebiuskirche. «Ich widme diesen Preis meinen Eltern, die mich gelehrt haben, mit Demut durchs Leben zu gehen und hart zu arbeiten.»

Crivelli an allen Fronten

Der Anerkennungspreis ging an Hanspeter Crivelli liess sich zum Tiefbau-Techniker HTL ausbilden und übernahm1968 zusammen mit seinem Bruder das elterliche Bauunternehmen, das er bis zum Übergang an Astrada im Jahr 2000 mitleitete. Politisch engagierte er sich in der CVP. Als Gemeinderat (Fraktionschef) und GRK-Mitglied habe er bei zahlreichen Projekten zur städtischen Entwicklung beigetragen. Im Kiwanis-Club, in der Bürgergemeinde, im Offiziersverein und als Verwaltungsrat der Genossenschaft Parktheater engagierte er sich an weiteren Fronten für Belange der Allgemeinheit. Seine Leidenschaft für Kunst und Kultur habe er insbesondere darin gezeigt, dass er sich für die Bewahrung des künstlerischen Erbes von Galerist und Kunstförderer Toni Brechbühl (1920–2018) einsetze.