So funktioniert «Fascht e Familie» in der «Uszyt»

«Fascht e Familie» – vor genau 30 Jahren wurde die beliebte Fernsehserie von SRF zum ersten Mal ausgestrahlt. In der Seniorentagesstätte «SETA Uszyt» in Grenchen feiert «Fascht e Familie» symbolisch ein Revival – oder besser gesagt: ihren ersten Geburtstag. Die Initianten blicken auf positive zwölf Monate zurück.

Institutionsleiterin Gordana Schmid (links) mit ihrer Tochter Anja Glivar, die die Seniorentagesstätte «SETA Uszyt» führt.

Eine Wohngemeinschaft vor 30 Jahren mit verschiedenen Generationen: Das war undenkbar. In der TV-Serie «Fascht e Familie» klappte das ganz gut – und wie das genau funktioniert, flimmerte Anfang der Neunzigerjahre jede Woche in die Schweizer Wohnzimmer. Eine kleine «WG» ist auch die vor einem Jahr eröffnete Seniorentagesstätte «SETA Uszyt» in Grenchen. Wer pflegebedürftige Menschen zu Hause betreut und dabei fremde Hilfe in Anspruch nimmt, ist gut dran. Doch pflegende Angehörige stossen oft an ihre Grenzen oder brauchen dringend eine Auszeit. Die Seniorentagesstätte an der Bergstrasse ermöglicht diese Auszeit für einen oder mehrere Tage und betreut Gruppen bis zu acht oder auch mehr pflegebedürftigen Menschen – meist tagsüber, vereinzelt auch über die Nacht.

Angehörige haben Impuls gegeben

Initiantin und Gründerin ist Gordana Schmid, die bereits erfolgreich die private Organisation Power Spitex in Grenchen führt. Der Anstoss sei von Angehörigen der von ihr betreuten Spitex-Klienten gekommen. Sie sprachen immer wieder davon, wie schön es wäre, ab und zu eine Auszeit zu haben. Gordana Schmid überlegte und plante. Sie kaufte eine Liegenschaft an der Bergstrasse, liess um- und ausbauen, und kurz vor Ende November konnten die ersten vier Gäste das Haus beziehen. Klingt alles schnell und unkompliziert. War es natürlich nicht. Aber der «Nomen» der privaten Power Spitex unter der Leitung von Gordana Schmid ist Omen: Sie ist selbst eine Powerfrau und lässt nicht locker, bis sie ein Projekt in die Tat umgesetzt hat. Vom Kauf der Liegenschaft bis zur Eröffnung vergingen nur zwei Monate.

Die Seniorentagesstätte wird schlank und «fascht e (als) Familie» geführt. Da sich Gordana Schmid im Tagesgeschäft primär um ihre Power Spitex kümmert, führt ihre Tochter Anja Glivar die Tagesstätte. Sie ist diplomierte Pflegefachfrau HF und wird in der Betreuung von ihrem Ehemann Matej Glivar, Fachmann Gesundheit, Daniel Füeg, Fachmann Betreuung EFZ, und Gabriela Bat unterstützt. Damian Schmid, Sohn von Gordana Schmid, gehört als Koch ebenfalls zum sympathischen Familienbetrieb.

Keine Krankenhausatmosphäre

Wir sitzen im gemütlichen Kaminzimmer, dem Lebensmittelpunkt der Tagesstätte, dem auch Küche und Esstisch sowie ein angrenzender Wintergarten angeschlossen sind. Warme Wandfarben ziehen sich durch das ganze dreigeschossige Gebäude, das mit einem Aufzug zu erreichen ist. Hier finden auch verschiedene Aktivitäten statt: mit Seniorengymnastik, Ball- und Gesellschaftsspielen, Basteln oder Stricken. «Die Aktivitäten hängen natürlich von den jeweiligen Gästen und ihren Bedürfnissen ab», sagt Heimleiterin Gordana Schmid. Wichtig sei, dass sich niemand langweile, aber auch nicht überfordert werde. «Es gibt Gäste, die es schätzen, wenn sie einfach mal einen Moment die Ruhe geniessen können.» «Generell schätzen unsere Besucher, dass hier keine Krankenhausatmosphäre herrscht», sagt Pflegeverantwortliche Anja Glivar. Zu den Gästen gehören kognitiv fitte ­Senioren ebenso wie körperlich eingeschränkte, sozial isolierte und demente Menschen. «Das Spektrum ist breit. Wir legen Wert darauf, die Menschen unabhängig von ihren Beschwerden zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam den Alltag zu erleben», so Anja Glivar weiter. Und das funktioniert? Die beiden Frauen lachen. «Ja, das funktioniert sehr gut.»

Auch Ferienbetten im Angebot

Gordana Schmid war von Anfang an überzeugt, dass dieses System funktionieren würde. «Wir haben unser Angebot von einem auf zwei, dann auf drei und schliesslich auf vier Tage ausgeweitet. Schritt für Schritt. Und weil das Bedürfnis nach Ferienbetten oder auch längeren Aufenthalten latent vorhanden und schon bekannt war, wurde die dritte Etage von Anfang an als Schlafbereich ausgebaut. In vier Zimmern stehen insgesamt sechs Betten, zwei weitere kommen im Erdgeschoss hinzu. Das Übernachtungsangebot gilt auch für Kurzzeitgäste. Die Tagesstätte ist an vier Tagen (Montag bis Donnerstag) von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Ziel ist es, auch noch am Freitag geöffnet zu haben. Wenn ein oder mehrere Übernachtungsgäste im Haus sind, bleibt Gordana Schmid, ebenfalls ausgebildete Pflegefachfrau, im Haus und betreut die Besucher in der Nacht. «Im Dezember haben wir für eine Woche ein Ferienbett reserviert», sagt Gordana Schmid.

Rein pflanzliche Gerichte

Gibt es Grenzen, Einschränkungen? «Selten», sagt Gordana Schmid. «Wenn wir eine Anfrage erhalten, die über unser Angebot hinausgeht, suchen wir nach Lösungen.» Wichtig sei die enge Zusammenarbeit zwischen der Institution und den Angehörigen. Koch Damian Schmid sorgt für die kulinarische Note – und für eine ganz besondere. Auf dem Speiseplan stehen rein pflanzliche Gerichte – neudeutsch: vegane Kost. Wer den Tag hier verbringt, bekommt Frühstück, ein dreigängiges Mittagessen und Zvieri. Und wie muss diese pflanzliche Kost schmecken? Wieder schmunzeln die beiden Damen: «Auf den gewohnten Geschmack muss man auch bei dieser gesunden Ernährung nicht verzichten.» Züri-Geschnetzeltes, Würstchen, Schnitzel oder Cordon bleu – einfach ohne Fleisch – stehen auf der Speisekarte. «Unseren Gästen schmeckt es jedenfalls sehr gut», versichern beide.

Jetzt fehlt noch der Sinnesgarten

Die Betreuungskosten teilen sich drei Kostenträger: der Gast selbst, einen Anteil der Kanton und die Krankenkasse für Betreuung und Pflege. Dies gilt für Tages- und Übernachtungsgäste. Auf der Website sind die verschiedenen Tarife aufgelistet. Für Unentschlossene und Neugierige bietet die Seniorentagesstätte auch einen Schnuppertag zum halben Preis an.

Zum ersten Geburtstag scheint alles in Butter zu sein. Oder doch nicht ganz? Noch immer kämpft Gordana Schmid um die Baubewilligung für den geplanten Sinnesgarten. Ein Rundweg soll entstehen, Gemüse, Obst und Kräuter sollen vermehrt angepflanzt werden und auch Kleintiere wie Hühner und Hasen sollen ihren Platz finden und die Gäste erfreuen.

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1 Jahr Seniorentagesstätte Uszyt am Samstag, 23. November 2024, 14 bis17 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich zu einem exklusiven Apéro eingeladen. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität wird ein Abholdienst angeboten. Telefon 076 834 18 28 oder E‑Mail info@seta-uszyt.ch

www.seta-uszyt.ch