So viel Grenchen auf einmal

Dass der Grenchner Wein sehr sauer sein soll, ist längst Geschichte. Er ist schon lange trinkbar geworden. Ein Roter und ein Weisser stehen jetzt im Weinregal des Grenchner Parktheaters. ­Argim Asani hat je 300 Flaschen Pinot Noir und Riesling-Silvaner aus der letzten Ernte des Rebbauvereins Bachtelen ins Sortiment aufgenommen. Grenchner Wein: willkommen in der Gegenwart.

Argim Asani präsentiert seine «Grenchner Weine» (von links): der Weisse und Rote vom Bachtelen-Rebberg, die «Grenchner» aus dem Waadtland (Blanc) und aus Spanien. Rechts das Trio «a» wie Asani oder – in umgekehrter Reihenfolge – Inasa: dre
Argim Asani präsentiert seine «Grenchner Weine» (von links): der Weisse und Rote vom Bachtelen-Rebberg, die «Grenchner» aus dem Waadtland (Blanc) und aus Spanien. Rechts das Trio «a» wie Asani oder – in umgekehrter Reihenfolge – Inasa: drei hervorragende Rotweine aus dem Veneto. Bild: Joseph Weibel

Noch vor Corona dachte Parktheater-Chef Argim Asani über ein Grenchner Weinsortiment nach. Absurd? Mitnichten. In Grenchen wird – das ist historisch belegt – seit Jahrhunderten Wein gekeltert. Und auch heute noch. Die jährliche Ernte ist klein, bei den meisten Weinbauvereinen sogar sehr klein und wird meist nur im privaten Kreis verkostet. Der Rebbauverein Bachtelen ist bekannt für seine Rot- und Weissweine. Und er keltert einige Flaschen über den Hausgebrauch.

Der «Grenchner» in Rot und Weiss

Das ist die eine Seite des Grenchner Weins. Die andere liest man auf der Etikette, wunderbar gestaltet vom Bettlacher Salvatore De Vito. Er hat nicht nur den beiden beschriebenen «echten Grenchnern» eine schöne Etikette verpasst, sondern auch einem «Spanier» und einem Neuenburger Chasselas. Sein Name: «Grenchner Blanc». Der «Spanier» ist ein Tinto El Masroig, ein köstli-cher spanischer Tafelwein, und auf der Etikette steht schlicht und einfach: «Grenchner Wein». Wer genauer hinschaut, entdeckt die Bill-Skulptur beim Parktheater, den Viadukt und ein Zifferblatt, das die Uhrenstadt symbolisiert. Der «Weisse» zeigt Leuchttürme der Stadt: die Buser-Arena, das BBZ, die Ikarus-Statue beim Flughafen. Ganz schön viel Grenchen – aber es kommt noch besser ...

Das Grenchner Trio

Argim Asani dachte weiter. Es wollte Hausweine für das Parktheater – am liebsten in einer kleiner Serie und in guter bis sehr guter Qualität. Ein Grafiker aus Biel setzte Asanis Idee um und entwarf eine Etikette, die von einem grossen «a» dominiert wird und die einheitliche Marke «Inasa» trägt. «a»? Steht für Asani – oder umgekehrt: Inasa. Abgefüllt wurden interessante Assemblagen, die der Parktheater-Chef selbst kreiert hat.

Nummer 1 ist jährlich auf 92 Flaschen limitiert. Ein Rosso aus dem Veneto mit 40% Cabernet und je 30% Cabernet Franc und Merlot – mit 17 Volumenprozent. Ein starkes Stück! Wie beim Amarone werden die Trauben getrocknet und dann gepresst. Das ist der Ferrari im Trio der drei schönen Rotweine. Nummer 2 ist ein Waadtländer aus Chexbres mit 95% Gamaret und 5% Garanoir. Nummer 3 führt zurück ins Veneto. Ein ebenfalls kräftiger Wein aus 75% Corvino und Rondinella, 15% Cabernet-Sauvignon und 10% Merlot. Der «Waadtländer» wird vom Wyhuus Grenchen geliefert, die beiden «Italiener» von Hugi Weine in Selzach. Die Weine stehen schon auf der Karte. «Und sie kommen sehr gut an», freut sich Argim Asani. Höchste Zeit also für alle anderen, die edlen Tropfen zu verkosten.

Ein Grenchner Uhren- oder Wakker-Menü

Argim Asani hat noch eine weitere Überraschung: zwei Grenchner Menüs. Das eine heisst Uhren-Menü, das andere Wakker-Menü. Warum weiss das niemand? Weil die Menüs (noch) auf keiner Menükarte stehen. Ganz einfach. Wo dann? «Sie sind Teil von Stadtführung-Packages von ‹Jurasonnenseite›», sagt Asani. Aha. Und warum sollen die Grenchnerinnen und Grenchner nicht auch heimisches kulinarisches Schaffen geniessen dürfen? Dürfen sie natürlich. Auch ohne Führung. 10 Personen auf Vorbestellung sollten es sein. Zumindest solange die beiden Dreigänger nicht auf der Menükarte stehen. «Wakker-» und «Uhren-Köstlichkeiten» eignen sich auch für Feste von Privaten oder Vereinen.

Aber jetzt genau zuhören bzw. gut lesen. Beispiel «Wakker-Menü»: Vorspeise Grenchner Wassersuppe mit Ruffinistäbchen, zum Hauptgang Wakker gefüllt mit Eichholz-Strohmatten und Fensterschinken, serviert an Fussballrasen und Kieselsteinen. Zum Nachtisch gibt’s köstliche, pardon: göttliche Zwinglibällchen, eingebettet im Hôtel de Ville. Tönt doch gut. Riecht vor allem nach kulinarischer Überraschung. Wir freuen uns. Die verwirrenden Bezeichnungen sind Teil des Stadtrundgangs. «Die Leute sind begeistert, weil sie so spielerisch typische Grenchner Sehenswürdigkeiten kennen lernen.» Argim Asani gefällt die Wortspielerei sowieso. Er gibt Einblick: Grenchner Wassersuppe = Badi, Strohmatten = Eichholz-Schulhaus, Fussballrasen = Stadion, Giselsteine = Parktheater.

Und da wären wir wieder beim Thema. Warum Grenchner Wein? Weil er gut ist – ob von hier oder da. Warum Grenchner Menüs? Weil sie sicher auch gut sind und über die ewigen «Oldies» aus der Kantonshauptstadt – «Solothurner Suppe» und «Solothurner Torte» – längst hinausgehen. Die Beweise liegen nicht auf der Strasse, aber auf Wunsch auf dem Tisch im Grenchner Parktheater.